Zeitung 2014 – Teil 2: Es geht doch!

In der letzten Woche habe ich mich über den Lokalteil in meiner Zeitung schriftlich ausgelassen. Und wie versprochen hier nun der zweite Teil, denn wie angekündigt bin ich auch positiv Überrascht worden.

Mitten in den Stadtteilnachrichten – ich war gerade dabei zu verdauen, dass die Schüruferstraße übers Wochenende eine neue Fahrbahndecke erhält – blättere ich die nächste Seite meiner Zeitung auf und da sehe ich es: Eine ganze Doppelseite zum Thema Bürgermeisterwahl. Wer macht das Rennen – Amtsinhaber Ullrich Sierau oder Herausforderin Annette Littmann? (Heute wissen wir, dass der Amtsinhaber mit 51,6 % gewinnen wird) Überzeugt hat mich zum ersten die Art und Weise mit der sich die Kollegin dem Thema genähert hat und zum zweiten fand ich den Inhalt knackig und mit einem sehr netten Unterton aus Ironie und Sarkasmus versehen.

Social Media goes Zeitung: Fakebook

 

Zeitung 2014 - Tobias Dunkel

Zeitung 2014 – Tobias Dunkel

Jetzt mal unabhängig davon was Mark Zuckerbergs Rechtsabteilung von dem nachgebauten Design hält – es ist erstmal ein Hingucker. In der Mitte eine kurze Beschreibung wie das Fakebook zu lesen ist, und dann geht es sehr unterhaltsam los:

Aus der Kategorie "In den Mund gelegt..."

Aus der Kategorie „In den Mund gelegt…“

So stelle ich mir Lokalzeitung 2014 vor. Unterhaltsam, prägnant und in diesem Falle: entlarvent. Jeder Dortmunder weiß, dass das gefakte Posting durchaus teilweise der Realität entspricht.

Die Herausforderin kontert

Lokale Themen und Phrasen aus dem Wahlkampf kurz und griffig zusammengefasst – auch so kann Zeitung sein:

Wahlkampfphrasen Tobias Dunkel

Wahlkampfphrasen

Es war mutig und richtig dieser neuen „Darstellungsform“ eine Doppelseite zu geben. Es las sich gut und unterhaltsam und niemand in Dortmund brauchte einen weiteren Text über den unfassbar biederen und langweiligen Kommunalwahlkampf im Ruhrgebiet. (Leider drückte sich das auch in der Wahlbeteiligung der Stichwahl aus. Gerade einmal 30 % gingen zur Urne) Jeder Journalist lernt irgendwann, dass Ironie in Zeitung und Fernsehen nicht funktionieren. Doch die immer beliebter werdenden Satireseiten des Postillions und Extra3 beweisen es. Es gibt einen Lesermarkt für diese Texte. Ich mag solche Texte, denn ganz oft treffen sie die Kern der Sache. So war es auch bei diesem Text in den Ruhrnachrichten. Mehr Mut zu solchen Experimenten – gerade und besonders im Lokalen. Geht nicht bei jedem Thema, muss nicht in Form eines an Facebook angelehnten Fakebooks sein, muss man auch nicht jeden Tag machen. Aber man sollte es machen.

Gilt nicht nur für die Zeitung

Innovationen sollten ihren Raum bekommen. Ja es klingt nach Platitüde. Und doch kann ich mich des Eindruckes nicht erwehren, dass es in vielen Redaktionsköpfen noch nicht angekommen ist. Und das gilt nicht nur für die Zeitung. Es gilt auch für das Fernsehen im Jahr 2014, denn auch dort gibt es die ganze Bandbreite. Im privaten Rundfunk flüchten sich ganze Redaktionen völlig plan- und gewissenlos in ihre Facebookseiten und wollen die FB-Freunde das Programm bestimmen lassen. Gefällt mir! NICHT!!

Andere Redaktionen machen Sendungen wie vor 20 Jahren und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk töten Sparvorgaben so manches innovative Thema. Die Herausforderung den Leser, Zuschauer oder Hörer bei der Stange zu halten ist allgegenwärtig. Und sie ist schwierig. Also: MACHEN!
Glückauf!